Kaili, Tantus, Denza, Zinoro – nur wenigen Menschen werden die fremd klingenden Markennamen hierzulande ein Begriff sein. Dahinter allerdings stehen keine geringeren als die Automobil-Giganten Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW. Mit den neuen Produktlinien möchten die deutschen Premiumhersteller schon bald auf dem chinesischen E-Auto-Markt für Furore sorgen. Um die dortigen Kunden langsam an die E-Mobilität zu gewöhnen, wird der Zinoro 1E von BMW Brilliance allerdings vorerst nur als Mietwagen erhältlich sein.
Auf der 11. Internationalen Automesse in Guangzhou stand in der letzten Woche die Elektromobilität im Vordergrund. Eines der Messe-Highlights: Der Zinoro 1E. Das elektrisch betriebene Kompakt-SUV wird von dem deutsch-chinesischen Joint-Venture BMW Brilliance hergestellt, woraus auch die unverkennbare Ähnlichkeit der 170-PS-Gelände-Limousine mit dem BMW X1 resultiert. Bei seinem Marktstart im nächsten Jahr ist der 1E laut Konzernaussage das „erste Nullemissions-Premium-Fahrzeug, das in China produziert wird“. Lange wird sich dieser Status allerdings nicht halten lassen: Auch Volkswagen und Mercedes-Benz arbeiten derzeit an ähnlichen Strategien.
Kaili, Tantus und Denza
Nicht nur BMW und Brilliance drängen mit dem Zinoro 1E auf den chinesischen E-Auto-Markt. Auch Daimler und deren Partnerunternehmen BYD (Build Your Dreams) haben mit „Denza“ eine neue Elektromarke gegründet. Die Präsentation des ersten Denza-Automobils ist für die Peking Motor Show im April 2014 geplant. Im Hause Volkswagen arbeitet man sogar an zwei Kooperationen gleichzeitig. Aus der Zusammenarbeit mit FAW (First Automotive Works) in Changchun ist die Marke „Kaili“ hervorgegangen, dem Joint-Venture mit SAIC (Shanghai Automotive) wird der erste „Tantus“ entspringen. Hinter dem Ausbruch dieses Markenbooms verbergen sich die Ansprüche der chinesischen Regierung. So ist es eine der Grundvoraussetzungen für die Lizensierung der neuen Fahrzeuge, eigenständige Marken zu gründen, aus welchen 100-prozentige chinesische Fabrikate hervorgehen.
Zinoro 1E startet vorerst im Mietwagensegment
Auch hinter „Zinoro“ (chinesisch: Zhinou), der Markenneuschöpfung von BMW und Brilliance, stehen nicht zuletzt die Vorgaben der chinesischen Regierung. Experten allerdings befürchten, dass China mit seiner überaus lückenhaften Ladeinfrastruktur noch nicht bereit für den Elektrotrend sei. Auch hierzulande wurden die emissionslosen Stromer noch vor wenigen Jahren mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht. Inzwischen allerdings haben sich die ursprünglichen Elektro-Konzepte fast ausnahmslos in Plug-in-Hybride verwandelt. Um einer fehlenden Kundenakzeptanz von vornherein entgegenzuwirken, wird der Zinoro 1E zum Marktstart im Frühjahr 2014 nicht in den Verkauf gehen, sondern ausschließlich als Miet- und Leasingfahrzeug angeboten. „Der Zinoro 1E soll das Verständnis und die Akzeptanz der Kunden für Elektrofahrzeuge erhöhen und ihre Kommerzialisierung voranzutreiben“, ließ BMW Brilliance im Zuge der Premiere ihres Oberklasse-Stromers verlauten. Dabei könnte das Unternehmen von den Erfahrungen profitieren, die BMW mit dem 1er, dem ActiveE und dem 1E-Schwesternmodell X1 auf dem hiesigen Mietwagenmarkt sammeln konnte. Denn schon seit zweieinhalb Jahren betätigen sich BMW und Sixt mit „DriveNow“ überaus erfolgreich im Carsharing-Geschäft. Verläuft die Einführung des Zinoro 1E in China ähnlich erfolgreich, könnten die dortigen Autofahrer das emissionslose Fahren kennenlernen, ohne sich mit Dingen wie der Reichweitenplanung oder der lästigen Suche nach Ladesäulen befassen zu müssen.