Nach 63 Jahren geht der VW Transporter Typ 2, gemeinhin als „VW Bulli“ bekannt, in den Ruhestand. Im brasilianischen São Bernardo do Campo liefen jetzt die letzten Exemplare vom Band. Mit Beginn des Jahres 2014 endet damit eine nahezu unvergleichliche Fahrzeug-Ära. Denn die Baureihe Typ 2 (Modellreihen VW T1 und VW T2) gilt als eines der prägendsten Fahrzeugmodelle der Automobilgeschichte.
Hippies, Handwerker und Behörden
Bis heute ist der Volkswagen Typ 2 vielen Menschen vor allem als Symbol der Hippie-Bewegung ein Begriff. Kein anderes Fahrzeug wurde (so scheint es) häufiger mit Blumen bemalt und für Reisen im Sommer zu den großen 60er-Jahre-Musikfestivals genutzt, als der legendäre Bulli. Doch der VW Transporter, welcher nach dem Käfer erst die zweite Volkswagen-Baureihe war, die vom deutschen Traditionsfabrikanten für die zivile Nutzung entwickelt wurde, hatte weitaus mehr zu bieten. Als Weiterentwicklung des Plattenwagens war ein kastenförmiger Transportwagen – gerade in der Nachkriegszeit – als günstige und praktische Beförderungsmöglichkeit eine echte Revolution. 30 verschiedene Modelle des VW Bulli – von der Pritsche bis zum Kastenwagen – stellte Volkswagen schon in den Fünfzigern zur Verfügung. Insbesondere mittelständische Firmen, aber auch Behörden wie die Bundespost, nutzten den Bulli als Transportmittel. Somit wurden der VW T1 und der VW T2 zum elementaren Bestandteil des Wirtschaftswunders.
Produktion in Brasilien seit 56 Jahren
Mit 1.200 Exemplaren der „Last Edition“ endet die Geschichte des Bulli jetzt im brasilianischen VW-Werk Anchieta (São Bernardo do Campo). Weißwandreifen und Gardinen schmücken die letzte Auflage des Kleintransporters, die umgerechnet rund 28.000 Euro kostet. Schon seit 1957 wurden in Brasilien VW-Transporter produziert – bis heute mehr als 1,5 Millionen Exemplare – nachdem die Produktion in Hannover schon 1979 ausgesetzt wurde. Doch auch für Anchieta ist jetzt Schluss. Denn ab diesem Jahr kann der VW Bulli die straßenverkehrstechnischen Auflagen nicht mehr erfüllen: Für alle brasilianischen Neufahrzeuge werden ab 2014 ABS und Airbags zur Pflicht.
Einen VW Bulli pflegen und reparieren
Mit dem Produktionsaus verschwinden der T1 und der T2 jedoch keineswegs von der Bildfläche. Gerade in Deutschland begegnet einem der rundliche Kleinbus immer wieder – nicht zuletzt auf zahlreichen VW-Treffen oder bei Klassik-Messen und klassischen Rallye-Veranstaltungen. Wer selbst einen solchen Kleinbus besitzt, verfügt über eine echte Wertanlage – sofern der Transporter gut in Schuss gehalten wird. Neben dem Wechsel typischer Verschleißteile wie der Reifen oder der Scheibenwischer beinhaltet dies auch die regelmäßige Kontrolle des Unterbodens und der Karosserie. Denn wo sich ein abgefahrener Reifen noch recht einfach austauschen lässt, erfordern durchgerostete Bodenbleche schon eine weitaus zeit- und kostenintensivere Reparatur. Den Einbau übernehmen die meisten VW-Bulli-Besitzer dann selbst. Für schwierigere „Eingriffe“ bieten spezielle Bulli- und Käfer-Fachwerkstätten ihre Dienste an. Und wer auf eine besonders professionelle „Behandlung“ Wert legt, kann sich direkt an Volkswagen wenden: Seit 2012 bieten die Wolfsburger eine fachgerechte Instandsetzung für Bullis aller Art an. Hierfür werden ausschließlich originale Ersatzteile verwendet, zudem erhält der Bulli-Besitzer anschließend eine Dokumentationsmappe mit Werkzertifikat. Für einen solchen Service müssen Werkstatt-Kunden allerdings tief in die Tasche greifen. So kann die komplette Restauration eines VW T1 leicht bis zu 100.000 Euro kosten.