Im Rahmen der Renault-World-Series in Aragon feierte jetzt ein ungewöhnliches Automobil seine Weltpremiere: Mit dem Twizy Renault Sport F1 erschafft der französische Fahrzeughersteller eine Kreuzung aus dem Elektro-Quad Renault Twizy und einem Formel-1-Wagen. Dass Twizy-Fans den Rennknirps einmal selbst fahren können, erscheint jedoch unwahrscheinlich: Eine Serienfertigung ist von Renault nicht vorgesehen.
Der Renault Twizy und die Formel 1 haben auf den ersten Blick recht wenig gemeinsam. Doch seit Kurzem hat sich das geändert. Denn im neuen Konzeptfahrzeug Twizy Renault Sport F1 hat der französische Automobilbauer mit dem KERS (Kinetic Energy Recovery System) eine Technologie aus dem aktuellen Rennsport verbaut. Das System für Bremsenergierückgewinnung wurde speziell für den Einsatz in der Königsklasse entwickelt und wird derzeit gemäß dem aktuellen Reglement von allen elf Teams der F1-Saison 2013 verwendet. In einem Straßenfahrzeug – noch zudem einem elektrisch betriebenen – fand sich die Technologie bislang jedoch nicht. Dass ausgerechnet ein Stadtzwerg wie der Twizy eine solche Liaison ermöglicht, hätte wohl kaum jemand vermutet.
Rennsport-Know-how für Straßenfahrzeuge
Immer häufiger finden sich im heutigen Automobilbereich Verknüpfungen zwischen Rennsport-Fahrzeugen und straßentauglichen Serienwagen. Vor allem im Bereich der Bereifung lassen Premiumproduzenten wie Pirelli, Michelin, Continental, Dunlop, Hankook oder Yokohama immer wieder ihre Motorsport-Erfahrungen in die aktuellen Pkw-Reifenmodelle einfließen. Beispiele sind der Michelin Pilot Sport, der Hankook Ventus, der Conti PremiumContact oder der Pirelli P-Zero: Alle Pneu-Serien verdanken ihre Ultra-High-Performance-Eigenschaften vor allem den umfangreichen Erfahrungen, welche die jeweiligen Hersteller im Bereich des Motorsports sammeln konnten. Mit dem KER-System wird in Form des Twizy Renault Sport F1 jetzt eine neue Verbindung dieser Art geknüpft. Dank der Bremsenergierückgewinnung erhält der deutsche Top-Seller unter den elektrisch betriebenen Fahrzeugen (knapp 2.000 Renault Twizy fahren bereits auf hiesigen Straßen) jetzt einen beachtlichen Leistungsschub: Mit insgesamt 73 kW/100 PS (statt zuvor 13 kW/18 PS) schafft der Elektromotor bis zu 110 km/h Spitze. Betätigt der Fahrer des F1-Twizy den Boost-Knopf (genau wie die Piloten in der Formel 1), kann die Gesamtleistung der KERS-Batterie für genau 14 Sekunden abgerufen werden.
Twizy im Formel-1-Look
Das KERS ist jedoch nicht der einzige Bestandteil, welches den Renault-Twizy-Prototypen zum Rennwagen stempelt. Auch das Design des kleinen Stadtmobils ist ganz an die Königsklasse angelehnt. Dafür sprechen:
- einsitzige Fahrerkabine
- Karbon-Bauteile
- Frontspoiler
- Seitenkästen
- Heckdiffusor
- Heckflügel
- Rennslicks
- Lenkrad (stammt aus den Fahrzeugen der aktuellen Formel Renault 3.5-Serie)
- Lenkrad-Bildschirm mit Messdatenanzeige (zeigt Infos zu Batterie-Ladeständen, Öldruck und Wassertemperatur)
- R.S.-Monitor (informiert über Fahrdaten wie Rundenzeiten und Beschleunigungswerte)
Innovative Fahrzeuge wie der neue Renault Twizy zeigen, dass im Wettrennen gegen den weltweiten Emissionskollaps viele Wege zu sinnvollen Ergebnissen führen können. Wer jetzt darauf brennt, den Rennzwerg selbst zu fahren, könnte allerdings enttäuscht werden. Denn dass die Sport-F1-Studie in Serie gehen wird, erscheint zum jetzigen Zeitpunkt höchst unwahrscheinlich.