Nachdem es einige Zeit sehr ruhig an dieser Front gewesen ist, steht Pirelli spätestens seit dem Großen Preis von Aserbaidschan 2019 wieder etwas mehr im Fokus der Öffentlichkeit. Mehrere Formel-1-Teams beschwerten sich in Baku, dass sie ihre Vorderreifen nicht ins gewünschte Temperaturfenster bekamen. Vor allem das Haas-Team hadert schon die ganze Saison mit den Pneus.
Pirelli-Formel-1-Chef Mario Isola weist die Kritik nun zurück und versucht zu beschwichtigen: "Baku ist meines Erachtens ein sehr spezieller Kurs. Der Asphalt ist sehr glatt, sodass es schwer ist, Temperatur in die Reifen zu bekommen. Dann hat man die lange Gerade und es war relativ kühl. Wir wussten bereits aus den Vorjahren von den Charakteristiken des Kurses."
Dass es diesmal mehr Probleme in Baku gab, liegt für ihn daran, dass es auf andere Strecken künftig weniger Probleme geben wird: "Vergangenes Jahr, also als wir das diesjährige Produkt entwickelt haben, hieß es, dass wir ein Produkt bereitstellen sollen, das nicht anfällig für Blistering ist." Gerade beim Großen Preis von Österreich 2018 hatte es auf der Hinterachse starke Blasenbildung gegeben.
Keine Blasen mehr, dafür neues Problem
"Weniger Blasen und weniger Überhitzen, das war eine klare Ansage der Fahrer", so Isola. Genau das habe man bei der Entwicklung der 2019er-Generation beachtet. "Das Arbeitsfenster ist wahrscheinlich etwas höher angesiedelt als im Vorjahr. Aber hier in Barcelona hatten wir beim Vortest keine Probleme."
Was natürlich mit am guten Wetter Ende Februar und Anfang März lag und an der Tatsache, dass Barcelona ein eher reifenmordender Kurs ist. Deshalb hat Pirelli auch die drei härtesten Mischungen (C1 bis C3) zum Grand-Prix-Wochenende gebracht.
"C1 und C2 sind leicht weicher als im Vorjahr", zeigt Isola auf. "Der C5 ist das, was wir im vergangenen Jahr als 'Hypersoft' bezeichnet haben. Da war Graining das Problem. Der neue Reifen hat eine bessere Stabilität mit einem etwas größeren Arbeitsfenster. Das müssen wir noch in den Rennen validieren, wenn er zum Einsatz kommt."
Entwicklung noch nicht auf 18 Zoll umgeschwenkt
Und die Probleme bei Haas ? "Ich habe in Bahrain mit Günther (Steiner) gesprochen. Ich weiß über ihre Situation Bescheid und hoffe, dass sie eine Lösung finden werden. Aber ich kann nicht sagen, dass es ein generelles Problem gibt. Die Reifen können gar kein kleineres Arbeitsfenster haben. C3 und C4 sind dieselben Reifen wie vergangenes Jahr."
Angesichts der plötzlichen Probleme, die Reifen ins richtige Arbeitsfenster zu bekommen, wird Pirelli mit der Weiterentwicklung der gegenwärtigen 13-Zoll-Reifen noch etwas weitermachen: "Wir haben uns entschieden, für den ersten Teil der (jetzigen) Saison die 13-Zoll-Reifen weiterzuentwickeln mit dem Ziel, Reifen mit einem größeren Arbeitsfenster zu haben. Und noch einmal einen Schritt in der Konstruktion zu machen."
Erst danach sollen die neuen 18-Zöller für die Formel-1-Saison 2021 mit vollem Elan angegangen werden.