Eine Rennserie ohne Motorengeräusche – für Formel-1-Fans vermutlich eine recht absurde Vorstellung. Ab 2014 allerdings wird diese Vorstellung zur Realität: In zehn Städten wird im nächsten Jahr die erste Formel-E-Meisterschaft ausgetragen. Und dies nahezu lautlos.
Elektromotoren verursachen praktisch keine Geräusche. Zumindest im Vergleich zu Verbrennungsmotoren: Höchstens ein leises Surren wird durch die emissionslosen Antriebsmaschinen erzeugt. Das Schweigen der E-Autos schafft jetzt ein völlig neues Arbeitsfeld für Sounddesigner. Denn leistungsstarke Fahrzeuge ohne Motorengeräusch sind aktuell noch nicht salonfähig. Insbesondere für Sportwagen ist der imposante Sound ein überaus wichtiges Qualitätsmerkmal.
Motorensound aus dem Lautsprecher
Wer das SLS Coupé Electric Drive von Mercedes-AMG auf Touren bringt, hört die dröhnenden Geräusche eines kraftstrotzenden Verbrenners. Doch in Wahrheit erzeugt der Elektroantrieb nicht mehr als ein leises Surren. Elf High-End-Lautsprecher sind notwendig, um im Innenraum einen großen Hubraum zu simulieren. Schließlich ist der blaue Flitzer mit seinen 750 Pferdestärken der schnellste E-Serien-Pkw der Welt. Einen solchen Titel möchte man im Hause Daimler selbstredend auch akustisch manifestieren. Im Tesla Roadster kann sich der Fahrer per Knopfdruck zwischen dem Motorengeräusch eines Rennwagens oder Audioprofilen wie „Warp“ und „Beam“ entscheiden. Letztere erinnern eher an Star-Wars-Raumschiffe als an ein Seriengefährt für die Straße. Neben der Imagepflege ist die Sicherheit im Straßenverkehr der Hauptgrund für die Sound-Simulationen. Denn geräuschlose Autos stellen eine nicht zu unterschätzende Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer dar, die an die akustischen Signale eines herannahenden Fahrzeugs gewohnt sind. Die Formel E allerdings macht sich den stillen Umstand zunutze: Die Strecken, auf welchen im nächsten Jahr der erste elektrische Meistertitel ausgefahren wird, verlaufen zum großen Teil mitten durch die Stadtkerne.
Formel E im Stadtzentrum
Ein Autorennen im Herzen Roms oder Londons: In Anbetracht der heulenden 1,6-Liter-Vierzylinder-Motoren der Formel-1-Wagen undenkbar. Die Formel-E-Strecken allerdings können problemlos durch Stadtzentren verlaufen - vorbei an bekannten Sehenswürdigkeiten und über prachtvolle Boulevards. Nicht zuletzt in puncto Medienwirksamkeit ist dies von großem Vorteil. 2014 wird es soweit sein: Dann startet die erste elektrische Formel-Serie der Geschichte. Bislang stehen acht Austragungsorte fest:
- Buenos Aires
- London
- Los Angeles
- Miami
- Peking
- Putrajaya
- Rio de Janeiro
- Rom
Zwei Plätze sind noch zu vergeben. Interessenten gibt es reichlich: Wie Formel-E-Chef Alejandro Agag gegenüber der Presse verlauten ließ, liegen seriöse Anfragen von insgesamt 23 Städten vor. Heiße Kandidaten gibt es wohl auch in Deutschland. Eine Entscheidung soll bis Ende April 2014 fallen.
Formel E bald auch in Afrika und Australien
Der Automobilweltverband FIA rief die Formel E ins Leben, McLaren hat das neue Rennsportzeitalter mit der Entwicklung der ersten Motorengeneration in Gang gebracht. Die Fahrzeuge stammen von Dallara. Bis zu 220 km/h schnell sind die 42 Autos, welche beim italienischen Rennwagenhersteller für die erste Formel-E-Saison vom Band liefen. Nach 20 Minuten allerdings ist die Akkukapazität erschöpft. Dann heißt es: Boxenstopp einlegen und Fahrzeug wechseln. Die Michelin-Reifen dagegen müssen nicht getauscht werden – sie halten bis zum Ziel. Zwei Autowechsel wird es geben – rund eine Stunde dauert dann ein komplettes Rennen. Ist die erste Saison ein finanzieller Erfolg, sollen 2015 die Veranstaltungsorte auch auf Afrika und Australien ausgeweitet werden. Neben der Medienwirksamkeit für den Rennsport soll der innerstädtische Streckenverlauf auch als werbewirksames Schaulaufen der Elektromobilität verstanden werden, wie Alejandro Agag unterstreicht: "Die Tatsache, dass wir mitten in den Städten fahren, betont die Hauptbotschaft der Serie: Elektroautos als Mobilitätslösung für die City von morgen."
Markus 8. Mai 2013, 19:24
Peter 13. Mai 2013, 15:14