Die Diskussionen um die Reifen von Pirelli haben in letzter Zeit für viel Wirbel in der Königsklasse gesorgt. Unter Umständen jedoch könnte dies bald ein Ende finden: Angeblich will Pirelli schon für den Großen Preis von Spanien neue Pneus liefern. Was ist dran an den Gerüchten?
Der Große Preis von Spanien (10. bis 12. Mai 2013) ist nicht nur auf der iberischen Halbinsel eines der sportlichen Top-Events des Jahres. Auch in vielen anderen Ländern sorgt der traditionelle Europa-Auftakt der Formel-1-Saison für großes Interesse. Schon seit 1991 werden auf dem 4,655 Kilometer langen Circuit de Catalunya bei Barcelona Autorennen ausgetragen. Selten allerdings hielt sich die Vorfreude so sehr in Grenzen wie in diesem Jahr: Nach dem Reifendebakel von Shanghai befürchten Teams und Veranstalter, dass die Attraktivität des Formel-Sports nachhaltigen Schaden nehmen könnte. Denn die schonende Fahrweise, welche die Piloten beim chinesischen Grand Prix an den Tag legen mussten, lässt Fahrer wie Fans ernsthaft um die zukünftige Renn-Action auf der Strecke fürchten.
Fahrer fordern stabilere Reifen
„Ich mag die moderne Formel 1 nicht. In meinen Augen hat es heute keine Action gegeben, nichts. Es wurde viel überholt, ja, aber null Action auf der Strecke.“ So kommentierte Jacques Villeneuve, der Weltmeister von 1997, das Fahrverhalten der Teams beim vieldiskutierten Grand Prix von Shanghai. Ähnlich äußerte sich Sebastian Vettel: "Es hat momentan nicht viel mit Rennfahren zu tun, wenn man das ganze Rennen praktisch nur auf die Reifen auslegt“. "Ich musste bummeln, wo ich eigentlich die anderen angegriffen hätte", kritisierte auch McLaren-Pilot Jenson Button die neuen Reifen, die Pirelli für die aktuelle Saison zur Verfügung stellt. Gleiches bemerkte Rennsport-Legende Karl Wendlinger, der heute als Markenbotschafter für Mercedes-AMG unterwegs ist: "Das geht zu weit. Die meisten Autos mussten drei Mal stoppen, aber trotzdem mussten die Fahrer auf die Reifen aufpassen. Sie fahren nicht am Limit." Die vielen Boxenstopps sind es, die das derzeitige Formel-1-Geschehen zum Reifenschach verkommen lassen. Zudem gehen die Piloten auf der Strecke keinerlei Risiken ein, um nicht in Zweikämpfen das vorzeitige Aus durch einen Reifenschaden zu riskieren. Die neuen Reifen von Pirelli, die eigentlich für höhere Spannung sorgen sollten, nehmen der Formel 1 zunehmend die Würze. Glaubt man allerdings den Worten von Ex-Weltmeister Niki Lauda, könnte dies schon bald ein Ende haben.
Pirelli hat einen Plan
Auch RTL-Experte Niki Lauda lässt derzeit kein gutes Haar an den Einheits-Pneus, mit denen Pirelli die Fahrzeuge der diesjährigen Königsklasse ausstattet. „Die Reifen müssen einfach härter gemacht werden. Sie müssen länger halten“, bringt der Mercedes-Aufsichtsratschef die Forderungen an den italienischen Reifenproduzenten auf den Punkt. Unter Umständen könnten diese Forderungen allerdings schneller erfüllt werden als gedacht. „Es gibt einen Plan dafür von Pirelli, den kenne ich", lauteten nach dem Shanghai-Debakel Laudas Andeutungen gegenüber der Presse. "Ab Barcelona kann man damit rechnen, dass das alles wesentlich besser sein wird". Paul Hembry, Motorsportchef bei Pirelli, bestätigte jetzt die Aussagen Niki Laudas: "Die Entscheidung, ob wir die Reifenmischung verändern oder nicht, wird nach Bahrain bekanntgegeben und würde dann von Barcelona an angewendet", verriet er gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Dies macht insofern Hoffnung, als der Große Preis von Bahrain im aktuellen Formel-1-Zirkus einen der härtesten Belastungstests für Fahrer und Fahrzeuge darstellt. So sorgen beim Wüstenrennen neben den hohen Temperaturen auch Staub- und Schmutzpartikel erfahrungsgemäß für eine immense Beanspruchung von Piloten, Motoren, Bremsbelägen und Pneus. In Anbetracht der aktuellen Reifenqualität könnte der Grand Prix von Bahrain daher zu einem noch zweikampfärmeren Schaulaufen als das Rennen in China ausarten. Wenn es allerdings dabei hilft, ab Barcelona wieder frühere Zustände herbeizuführen, setzen wir uns am 21. April gern noch ein weiteres Mal einer Shanghaier Reifenoper aus.