Gerissene Rahmen, gebrochene Lenker, unzureichende Bremswirkung: Von 16 E-Bikes im Test des ADAC fallen neun mit der Note mangelhaft glatt durch. Dabei betreffen die katastrophalen Ergebnisse sowohl billige Pedelecs als auch teure Modelle. Welche Räder zu empfehlen sind und welche aus Sicherheitsgründen auf keinen Fall bestiegen werden sollten, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Die Elektrofahrrad-Branche ist ein wachstumsstarker Sektor. Über 380.000 E-Bikes wurden im vergangenen Jahr deutschlandweit verkauft, 2009 waren es gerade einmal 150.000. Laut brancheninterner Schätzungen sind derzeit insgesamt rund 1,3 Millionen der elektrisch betriebenen Fahrräder auf deutschen Straßen unterwegs. Im Zuge dieser Entwicklung kommen immer mehr Modelle der batteriebetriebenen Zweiräder auf den Markt. So wurden im Jahr 2012 in Deutschland 264.000 Pedelecs produziert – mehr als doppelt so viele wie noch zwei Jahre zuvor. Die Qualität allerdings scheint dabei ins Hintertreffen geraten zu sein. Dies ist zumindest der Anschein, welchen der aktuelle E-Bike-Test von ADAC und Stiftung Warentest hervorruft. 16 Pedelecs (Elektroantrieb bis 25 km/h Geschwindigkeit, Reichweite zwischen 30 und 75 Kilometer) mussten eine Strecke von 20.000 Kilometern auf dem ADAC-Prüfstand zurücklegen. Im Ergebnis wurden neben der Handhabung, dem Fahrkomfort, der Stabilität und der Bremsleistung auch die elektrischen Emissionen bewertet. Das Ergebnis fällt ernüchternd aus: Nur zwei E-Bikes schneiden mit einem „Gut“ ab. Der Rest offenbart zum Teil lebensbedrohliche Fabrikationsmängel.
Neun E-Bikes schneiden mit „mangelhaft“ ab
Ein Lenkerbruch bei hohen Geschwindigkeiten – dies ist wohl eine der unangenehmsten Vorstellungen, die ein Radfahrer haben kann. Bei drei der Testmodelle (KTM Macina Eight, Sinus B3 8-G Nexus, Kreidler Vitality Elite VE3) trat genau dieser Fall ein. Nicht weniger gefährlich: Der Bruch des Rahmens, den die ADAC-Prüfer beim Flyer C5R Deluxe und beim Leviatec Demission feststellen mussten. Letzteres konnte zudem bezüglich seines Fahrkomforts nicht bewertet werden: Ein defekter Akku verhinderte die Nutzung. All diese eklatanten Schadensfälle wurden auch in Wiederholungstests erneut überprüft – das Ergebnis blieb das gleiche. Drei weitere Modelle fielen durch mangelhafte Bremsen auf, vier weitere wiesen so hohe Strahlungsemissionen auf, dass während des Betriebs eine Beeinträchtigung von Rettungs- und Polizeifunk zu befürchten sein muss. Alles in allem ein niederschmetterndes Ergebnis.
Gewinner von Stevens und Kettler
Zwei E-Bikes jedoch überzeugen im ADAC-Test: Auf den ersten Plätzen (Prädikat „Gut“) landen das Stevens E-Courier SX und das Kettler Obra RT. Beide Pedelecs sind zu einem Preis von 2.500 Euro erhältlich und kommen mit einer Akkuladung rund 50 bis 75 Kilometer weit. Drei weitere Elektrofahrräder schneiden mit „befriedigend“ ab, zwei andere mit „ausreichend“:
- Giant Twist Elegance C1 28‘‘ (2,7)
- Winoral C2 AGT (2,7)
- Hercules Tourer 8 Pro (2,8)
- Kalkhoff Impulse Premium i8R (4,2)
- Pegasus Premio E8 (4,3)
Wer über 2.000 Euro in ein E-Bike investiert, sollte mehr erwarten dürfen als nur die Erfüllung sicherheitstechnischer Grundanforderungen. Die Mehrzahl der vorliegend getesteten Elektro-Bikes jedoch hat schon hierbei Probleme. So scheint der Wunsch mancher Hersteller, im Zuge des aktuellen E-Bike-Booms möglichst schnell möglichst viele Pedelecs auf den Markt zu bringen, die Qualitätskriterien signifikant herabgesetzt zu haben. Bleibt nur zu hoffen, dass der Test von ADAC und Stiftung Warentest noch rechtzeitig kommt, um einerseits den Käufern die Augen zu öffnen und andererseits die Hersteller davor zu bewahren, auch in diesem Segment (wie in so vielen anderen zuvor) eine hohe Nachfrage mit steigender Produktzahl bei sinkender Qualität zu belohnen.