Veröffentlicht: 10. Juli 2016, 14:44
Das Reserverad war lange Zeit aus Kofferräumen und an Heckklappen nicht wegzudenken. Doch in Zeiten von Runflat-Reifen und Reparaturkits ist es heutzutage eigentlich überflüssig. Oder?
Reserverad
Wer ein Reserverad hat, findet es im Normalfall im Kofferraum in einer Vertiefung. Manchmal ist der Ersatzreifen auch an der Heckklappe montiert. Es handelt sich meist um einen Sommerreifen, der den anderen am Auto befindlichen Rädern gleichen sollte. Der Ersatz-Sommerreifen darf auch im Winter im Pannenfall montiert werden – allerdings nur für die Fahrt bis zur nächsten Werkstatt. Wer sich für das Ersatzrad entscheidet, nimmt auch dessen Gewicht und Umfang in Kauf, was sich besonders bei Wagen mit großen Reifen bemerkbar macht. Der Spritverbrauch steigt entsprechend. Für zierliche Personen kann es mitunter sogar unmöglich sein, zum Beispiel einen SUV-Reifen für den Radwechsel aus dem Kofferraum zu wuchten.
Aus Platzgründen wird zuweilen auch ein Spar- oder Notrad verwendet, das schmaler als der herkömmliche Autoreifen ist und mit reduzierter Geschwindigkeit (maximal 80 km/h) ebenfalls nur bis zur nächsten Werkstatt gefahren werden darf.
Egal um welche Art von Ersatzreifen es sich handelt: Bei allen sollte regelmäßig Luftdruck und Zustand kontrolliert werden, damit es im Notfall auch einsatzbereit ist. Der Reifen muss für den Wagen zugelassen sein und die Mindestprofiltiefe aufweisen – besser natürlich mehr.
Autohersteller sind zunehmend dazu übergegangen, statt dem Reserverad verschiedene für sie kostengünstigere Alternativen auszuliefern. Was taugen diese?
Runflat-Reifen
Runflat-Reifen, zu erkennen am Aufdruck „SSR“, „Runflat“ oder „EMT“ an der Reifenflanke, können auch nach einem Schaden noch bis zur nächsten Werkstatt gefahren werden. Denn ihre Flanken sind verstärkt, im Innern steckt außerdem ein Stützring, so dass der Pneu bei Druckverlust nicht völlig in sich zusammenfällt. Das minimiert außerdem das Risiko im Moment der Reifenpanne – der Wagen gerät nicht völlig aus der Spur, weil der betroffene Reifen noch fahren kann. Auch hier gilt: Maximal mit 80 km/h und nur so weit wie unbedingt nötig fahren.
Einer der größten Vorteile, den Runflat-Reifen bieten: Es ist nicht nötig, unmittelbar Reparaturmaßnahmen (Reifenwechsel o. ä.) zu ergreifen. Denn das Hantieren mit Wagenheber und Co. beispielsweise auf der Autobahn ist nicht ganz ungefährlich. Dafür sind die Runflat-Reifen in der Anschaffung teurer und durch die Verstärkung auch schwerer als der herkömmliche Autoreifen – höherer Spritverbrauch und niedrigerer Fahrkomfort sind die Folge.
Reparaturkits
Diese Kits, auch Pannensets genannt, bestehen meist aus einem Dichtungsmittel und einem Kompressor. Die Dichtflüssigkeit wird in den Reifen geblasen und dieser danach wieder aufgepumpt. Das Dichtmittel verschließt den Schaden notdürftig.
Das klappt jedoch nicht immer. Lage und Größe des Reifenschadens spielen eine Rolle. Die Kits sind nur für kleine Stiche und Risse an der Lauffläche geeignet. Solche Verletzungen sind zwar für die meisten Reifenpannen verantwortlich, aber eben nicht für alle. Ist die Flanke betroffen, das Ventil kaputt oder die Lauffläche abgelöst, hilft das Pannenkit nicht.
Die Fahrt mit einem solchermaßen reparierten Autoreifen ist nur bis zur nächsten Werkstatt und in geringem Tempo erlaubt. Ein mit Dichtmittel behandelter Reifen darf zumindest in Deutschland anschließend vom Fachmann nicht mehr repariert werden und muss ausgetauscht werden.
Reparaturkits sind klein und platzsparend. Allerdings müssen auch Sie regelmäßig ersetzt werden. Beim Transport ist genau auf die Angaben auf dem Kit zu achten. Manche Dichtmittel in Sprayflaschen dürfen zum Beispiel keinen Temperaturen über 50 Grad ausgesetzt werden. Die sind im Sommer im geschlossenen Wagen aber schnell mal erreicht.
Fazit
Runflat-Reifen lassen einen die Reifenpanne ohne schmutzige Hände überstehen, sind aber schwer, teuer und das Fahrgefühl leidet. Pannenkits sind leicht, heilen aber nicht alle Schäden.
Trotz dieser Alternativen entscheiden sich viele Autobesitzer weiterhin für das Reserverad, das zwar uneingeschränkter Mobilität nach dem Reifenwechsel bietet, ansonsten aber auch seine Nachteile (zusätzliches Gewicht, Platzverbrauch, Aufwand) mit sich bringt. Nicht ohne Grund liefern Autobauer ihre Wagen auch in Zeiten von Pannenkit und Co. immer noch mit einer Reserveradmulde aus. Das Ersatzrad kann dann nachgerüstet werden.
Wer sich regelmäßig um sein Reserverad kümmert, ist damit im Pannenfall immer gut beraten. Den Radwechsel sollte man allerdings beherrschen, einen Wagenheber und das notwendige Werkzeug mitführen.